Kapitel 5
Die Scheiben waren beschlagen, so dass fast gar kein Licht in das Abteil des Zuges eindringen konnte. Trotzdem ahnte man den Tag, der Himmel war weiß wie ein Blatt Papier. Dem Mann standen Schweißperlen auf der Stirn, der ganze Sitz sog das Blut auf wie ein Schwamm und langsam konnte man den Kopf des Kindes erkennen, von Schleim und blutigen Fetzen bedeckt. Sie schrie nicht. Einer der zuschauenden Fahrgäste flüsterte seiner Frau etwas ins Ohr. Das Licht der Petroliumlampe flackerte.
“Alle tragen rot” dachte das Kind ohne zu ahnen, dass diese ersten unformulierten Gedankenrudimente den weiteren Verlauf seines Lebens prägen sollten. Rot ist übertrieben, die samtenen Gewänder, die die fleischigen Leiber der Mitreisenden umhüllten waren ehr schwarz und schimmerten nur dort, wo Licht hinfiel rot. Die Herren trugen Westen, die Damen lange Abendkleider, wie man sie von den Bardamen und Prostituierten aus 70er Jahre Italo-Western kennt.
8 Jahre später:
Der Junge sitzt auf dem Boden des immer noch gleichen Zugabteils und spielt mit Tonscherben. Die Mutter sieht 30 Jahre älter aus und starrt suizidgefährdet aus dem Fenster. Sie merkt die ersten beiden Male gar nicht, dass ihr Sohn mit ihr spricht. “Warum steigen wir nicht auch aus, wie die anderen” - ”Sie steigen gar nicht aus, schau doch hin Vincent, da draußen ist niemand”. Vor dem Fenster der Bahnsteig ist leer und wirkt wie ein Foto, so unbeweglich breitet sich die Landschaft bis zum Horizont vor den großen, verstörten Augen des Totgeborenen aus. ”Sie verschwinden einfach, sie verschwinden...”.
Die beiden sind jetzt allein im Wagen. Sie sitzen am Tisch und essen ein gewaltiges Festmahl, gesittet und manierlich wie Aristokraten, während Jahrhunderte vergehen. Der junge wächst heran, wird stattlich und wunderschön, seine Mutter verblasst ohne zu altern und verschwindet schließlich ganz. Unauffällig, als es der Sohn bemerkt wird ihm gleich bewusst, dass es schon vor sehr langer Zeit passiert sein muss, so erspart er sich jegliche Trauer.
Eine Ewigkeit zieht dahin. Vincent beschäftigt sich täglich mit den Tonscherben, jedoch gelingt ihm nie die ursprüngliche Form zu finden, es entstehen nur neue. Seine Kleider sind irgendwann verloren gegangen er kann sich nicht erinnern. Er weiß vom Vortag immer nur die Beschäftigungen, die er jeden Tag macht: Essen, sich waschen, sich kämmen, “Ja, das soll nun wohl so sein” sagen am Fenster und sich danach schlecht fühlen, die Tonscherben.
Eine Ewigkeit zieht dahin.
Der Zug hält.
Vincent steigt aus als wäre es auch eine seiner täglichen Aktivitäten und läuft, noch immer nackt, über den schon so oft gesehenen immergleichen leeren Bahnsteig in ein hohes blassgelbes Gebäude mit nur 2 kleinen Fenstern im oberen Stockwerk.
“hallo Vincent” begrüßt ihn die fleischige Dame im roten Samtkleid. Ihr Busen quillt förmlich aus dem Decollete. “Ich kenne dich, du warst im Abteil bei meiner Geburt” meint Vincent, dem etwas schwindelig ist durch die ungewohnte Tatsache nicht zu fahren. Die Dame kommt auf ihn zu und streicht ihm über den Bauch, woraufhin Vincent eine Erektion bekommt. Sie schlägt das Kleid und den Unterrock nach oben und entblößt ihre Scham, greift nach seinem Schwanz und führt in behände ein. Er stolpert rückwärts, wird von einem Tisch gebremst und hebt sich und die Frau auf seinen Beinen darauf. Seine Oberschenkel fühlen sich heiß an, sie küsst ihn und stöhnt sanft. Sie steigt von ihm und stößt dabei einen sehnsüchtigen Schrei aus. Durch Druck auf seine Brust zwingt sie ihn sich hinzulegen. Sie zieht sich vollends aus, springt auf den Tisch und setzt sich auf sein Gesicht. Sie greift nach seinen Hoden, wobei ihr Mittelfinger ihm ein Stück in den After fährt und zieht seinen Unterkörper auf sich zu nach oben. Sie lässt ihn fallen setzt sich wieder andersrum auf sein Glied und er kommt beim ersten Stoß.
Sie geht und holt eine Decke. Beide schlafen und es wird Nacht.
Der nächste Tag bricht an. Vincent tritt aus der Hintertür auf die Veranda und die heiße Sonne bedeckt seine Haut. Er zieht sich ein paar Leinentuchhosen und ein Hemd an, die im unteren Teil des Hauses zu finden waren. In einem Tal, etwa eine halbe Stunde vom Haus, trifft er auf einen Jungen, der Schafe hütet. Vincent fällt auf, dass er keines der Schafe direkt sehen kann, sondern sie immer nur im äußersten Augenwinkel sieht. Sobald er eins ansieht, verschwindet es. Der Junge redet nicht, aber er kaut auf einer Art Harz herum und wirkt sehr beschäftigt. Als Vincent weitergehen will sagt der Junge etwas in einer fremden Sprache, und Vincent meint es wäre eine Warnung gewesen.
Donnerstag, 17. September 2009
Mondaffe aß die Wolken auf - Kapitel 5
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