Donnerstag, 17. September 2009

Mondaffe aß die Wolken auf - Kapitel 3

Kapitel 3


Marcello: Sein voller Name ist Marcello Luis Faragnier. Er ist der Sohn einer Pariser Literaturstudentin und eines Tabakschmugglers aus Perignon. Seine Mutter floh mit 28 vor den Amerikanern nach Marokko, als Marcello 6 war. Sie meinte damals die Amis würden Frankreich bombardieren, weil sie eindeutig dümmer als die Franzosen seien und ihnen das bewusst wäre. (Was niemand weiß ist, dass in der Tat einige Dokumente vorliegen, die beweisen, dass es in diesem Zeitraum Verhandlungen der Geheimdienste gab, in denen durch einen Trick der IQ-mäßig überlegenen Franzosen gelang die Amerikaner von genau diesem expliziten Vorhaben abzuhalten. Unter anderem gab man den Amis die Rechte für einige Remakes französischer Filme, die in den USA Erfolge feierten.)
Gernot Faragnier, der Vater, war leidenschaftlicher Schauspieler. Er verbrachte Jahre damit in südfranzösischen mittelgroßen Städten so zu tun, als sei er ein besoffener Clochard, der mit imaginären Personen redet und Passanten anschreit. Irgendwann stieg ihm der Ruhm zu Kopf und er verschmolz vollkommen mit seiner Rolle. Nach seinem Tod, inmitten seiner Fans, sollte er noch für einige Ehrungen seines Lebenswerkes nicht nominiert werden.
Marcello war etwas überfordert, als er im zarten Alter von sieben Jahren allein seinen Lebensunterhalt verdienen musste. Es waren harte 5 Jahre in denen sich Marcello als der Kinderstar Malkalkaluly McCaulQuin ausgab und in der Präsidentensweet eines Pariser Luxushotels Unterschlupf suchte und wilde Parties mit den Rolling Stones und der Pariser Bohéme feierte, um nicht aufzufallen. In dieser Zeit entstand auch der glücklicherweise verschollene Trilogie-Finalfilm: “Kevin allein unter Menschen” - ein sehr deprimierender, gesellschaftskritischer Film, der in Zusammenarbeit des Regisseurs der beiden ersten Teile mit einer dogmatischen Kunstfilmgruppe aus Berlin entstand, die den sehr schwierigen Anspruch hatten den Film ohne jegliches Licht und nur mit Schauspielern mit Gilbert-Syndrom oder Meulengracht zu drehen.

Ich überspringe die düsteren Kapitel Marcellos Lebens, in denen er sich mit diversen autonomen Geflügel-Gruppierungen abgab, die in einer Art föderalistischen System über ganz Europa verbreitet sind, außer in der Schweiz und Andorra. Sie stellten sich letztendlich als erzkonservativ und total verblödet heraus. Leider musste Marcello diese Erfahrung aufgrund der fehlenden elterlichen Sozialisation ganz alleine machen und er ist jetzt, im Nachhinein wirklich froh mit einem blauen Auge davon gekommen zu sein, wie man so sagt.

Die letzten 3 Jahre hatte er bei einem dieser Erfinder neuer spiritueller Erkenntnismöglichkeiten, die gleichzeitig noch alle benamten Krankheiten heilen können und einen weltwirtschaftlichen Masterplan beinhalten, eine Methode gelernt, sich selbst für den Bruchteil einer Sekunde von oben betrachten zu können. Die Kunst war es, den Moment so abzupassen, dass man den eigenen Kopf bespucken kann, möglichst ins Auge. Doch letzteres konnten wirklich nur die hohen Priester dieser SubReligion. Die Ausbildung zum Tempeldiener war hart. Jeden Tag kam es mit den Tempelnymphen zu sexuellen Ausschweifungen, die einen normal potenten jungen Mann wirklich an seine Grenzen bringen mussten. Marcello kann nicht verleugnen, dass ihm die ersten fünf Samenergüsse fast jedes Mal Spaß bereitet haben, am Ende sogar der Sechste, aber die ständigen Forderungen der unüberschaubaren Anzahl an wohlgeformten weiblichen und männlichen Mittzwanzigern nach immer ausgefalleneren Praktiken zog ihn und vor allem seinen Schließmuskel dann doch ordentlich in Mitleidenschaft. Aber in dieser Zeit sollte Marcello auch seine erste große Liebe finde - eine 1 m-große Nachfahrin der komplett kahlen Königsfamilie der Serignons. Sie hatte wirklich nirgends auch nur ein Haar, dafür fühlte sich ihre Haut überall an, als wäre sie mit Flaum überzogen, wie bei einem Pfirsich oder einer Pflaume. Und die Glatze stand ihr ausgezeichnet, gekrönt durch eine sich darauf befindende Tätowierung, die den Surrealisten René Magritte im Zweikampf mit einem Minotauren zeigte - es war eine Anlehnung an die, dem senilen Wahn ihres Vaters entspringenden Schreckensvisionen, die sie während ihrer Jugend prägten.
Es war eine seelige, leidenschaftliche Zeit. Marcello liebte sie abgöttisch und sie erblühte in ihren fast fanatischen Bewunderungen seiner spontanen, assoziativen Metaphern. Das Paar verband die Gabe einander wirklich nicht zu beeinflussen, und doch Kritik äußern zu können, sofern der Partner davon nichts erfährt. Das Schicksal trennte die beiden nach 2 ½ Jahren, als ein Zirkus in die Stadt kam und einen Artisten mit sich brachte, der ebenfalls keine Haare hatte und noch dazu die Hautbeschaffenheit eines Delphins hatte. Alle, einschließlich Marcello und seine Freundin, sahen ein, dass hier Liebe zweitrangig wurde und der Attraktions-Effekt einen höheren Kapitalwert darstellte. Der Delphin und die Pflaume wurden ein Paar, ohne Liebe, doch mit ständigen Einnahmen durch Gaffer und einem tröstendem, sehr leidenschaftlichen Sexuallebens.
Marcello schwor sich nur noch mit Frauen eine Beziehung einzugehen, die ihre Mutationen weniger offensichtlich mit sich rumtragen, oder vielleicht gar keine... Aber das ist utopisch.

Nun stand Marcello an der Schwelle zu einem neuen Lebensabschnitt.
Er wollte letztendlich die Welt der konventionellen, logischen, zeitlich geordneten Strukturen gänzlich verlassen und einem Dasein als Idiot frönen. Dazu gab es nur 3 Mögichkeiten:
1)senil werden über psychische oder physische Krankheiten
2)die Gesellschaft mit all ihren Normen und Werten akzeptieren
oder aber
3)Die F.Minor-Methode...(dämonisches Lachen, draußen blitzt´s, ein schwefliger Geruch betritt hämisch grinsend den gotischen, kalten Raum)

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